TRUMPF FÜR DIE BÖRSEN
Solide Unternehmensgewinne derzeit stützend
Bislang wurde der Mai seinem Ruf als saisonal eher herausfordernder Monat nicht gerecht. Der S&P 500(1) kletterte letzte Woche leicht nach oben, blieb jedoch hinter seinen asiatischen Pendants zurück. Der Hang Seng(2) in Hongkong und der japanische Topix(3) legten beide um etwa 5% zu (Quelle: LSEG, Stand: 03.05.2024).
Eine wichtige Erkenntnis der vergangenen Wochen? Selbst in einem Umfeld mit (anhaltend) höheren Zinsen und teils sportlichen Bewertungen können sich Aktien halten, wenn die Unternehmen weiterhin solide Gewinne erzielen.
Für die Risikoneigung der Börsianer sind die Unternehmensgewinne das Zünglein an der Waage, hatten wir argumentiert. Ob der zeitweilige Rückgang der Aktienkurse im April nur ein Ausrutscher war, hing und hängt unserer Meinung wesentlich von mehreren Faktoren ab. Es muss sich zeigen, ob das Wachstum der Unternehmensgewinne stark genug ausfällt, um den möglichen Gegenwind durch hartnäckig hohe Inflationsraten, eine Zinswende „light“ und geopolitisch geschürte Unsicherheit ausgleichen kann.
Gerade in den USA waren zuletzt Fortschritte bei der Inflation ausgeblieben – ein Realitätscheck für die US-Notenbank Fed und die Märkte gleichermaßen. Die Inflationsüberraschungen im ersten Quartal haben die Fed dazu veranlasst, von ihren Aussagen vom vergangenen Dezember Abstand zu gewinnen. Bei ihrer Sitzung am Mittwoch hat die US-Notenbank Fed daran erinnert(4), dass wir uns in einem strukturell höheren Zinsumfeld befinden. Die Geldpolitik werde restriktiv bleiben, bis man mehr Vertrauen in die Entwicklung der Inflation habe. Gleichzeitig hat sie aber Bedenken von Zinserhöhungen gemildert.
Höhere Zinsen schaden normalerweise den Bewertungen von US-Aktien. Stattdessen haben starke Gewinne im ersten Quartal die Aktien gestützt. Etwa 77% der berichtenden S&P-500-Unternehmen haben den Konsens übertroffen, wie LSEG-Daten zeigen. Technologieaktien und Nutznießer künstlicher Intelligenz behielten ihr robustes Wachstum bei, während auch andere Sektoren Erholungen erleben. Bis dato konnten sogar fast 60% der S&P-500-Unternehmen die Erwartungen der Analysten spürbar um mehr als eine Standardabweichung nach oben übertreffen, verglichen mit einem Schnitt der letzten Jahre von rund 48%(5).
Für eine gewisse Erleichterung an den Märkten sorgten wohl auch die US-Arbeitsmarktzahlen. Die US-Wirtschaft hat im April 176.000 neue Stellen geschaffen und damit die Konsenserwartungen von 243.000 Stellen unterschritten. Der durchschnittliche Stundenlohn lag ebenfalls unter den Erwartungen. Im Dreimonatsdurchschnitt verlangsamte sich das Lohnwachstum annualisiert auf 2,8%(5). Dass gleichzeitig so viel mehr Menschen eine Beschäftigung aufgenommen haben während die Löhne nicht gestiegen sind, spiegelt wahrscheinlich die Auswirkungen der erhöhten Zuwanderung wider.